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Zu Besuch auf der AniMaCo 2014

panda

Vorletztes Wochenende (…wie schnell die Zeit vergeht ><) hatte ich Gelegenheit die AniMaCo in Berlin zu besuchen um dort einen Workshop zu leiten. Für mich war es das erste Mal seit fast 10 Jahren, dass ich in Deutschland eine Anime-Veranstaltung besuchte. Die erste AniMaCo anno 2004  habe ich mitbegründet, dann kam die Uni (und der damit verbundene Umzug weg aus Berlin), die viel Zeit raubte und die Tatsache, dass ich den Großteil des Anime-Marktes mehr und mehr unattraktiv fand, nachdem so ab Beginn das neuen Milleniums (fast) alle Produktionen Stück für Stück auf Computeranimation umgestiegen sind. Da gibt es natürlich auch manchmal tolle Sachen, aber die Ausdrucksweise ist doch irgendwie eine ganz andere, als bei schönen 80er- und 90er „Oldschool“-Produktionen. Trotzdem hat sich der Besuch auf der AniMaCo gelohnt, auch wenn einige Sachen etwas sehr chaotisch gelaufen sind…

Chaos am Anfang

Das größte Chaos gab es zu Beginn. Die Veranstaltung selbst schien bereits ein gutes Stück im voraus über weite Teile ausverkauft gewesen zu sein.  Am Gelände angekommen waren zunächst zwei riesige Warteschlangen nicht zu übersehen. Der Einlass für das Publikum scheint auch alles andere als Optimal gelaufen zu sein. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, gab es für Besucher eine Eintrittskarte aus Papier, die vor Ort gegen ein Armbändchen getauscht wurde. Im Nachhinein habe ich von einer Interessierten gehört, die meinen Workshop nicht besuchen konnte, da sie immer noch am Einlass wartete, obwohl die AniMaCo bereits um 15 Uhr öffnete, die ersten Programmpunkte ab 15:30 Uhr angesetzt und mein Workshop auf 17:30 Uhr terminiert war, und sich auch noch einmal ein gutes Stück verschoben hat, da der vorherige Workshop später endete und es dann noch technische Probleme gab, so dass alles irgendwie etwas drunter und drüber ging. Später habe ich gehört, dass sich im Vorfeld viele Leute als freiwillige Helfer gemeldet haben und dann einfach nicht aufgetaucht sind. Ob das (unter anderem?) ein Grund für diese riesigen Verzögerungen war, oder ob die Organisation mit diesem Karten-in-Bändchen-Tausch völlig daneben gelaufen ist, vermag ich nicht zu sagen.
Als Beteiligter hat man statt eines Bändchens eine bedruckte Plastikkarte bekommen, was ich eigentlich eine recht gute Lösung für eine Ausweiskarte halte. Aber auch hier hat die Ausgabe etwa 20 Minuten gedauert, obwohl nur 6-7 Leute vor mir warteten. Zudem waren die Kärtchen zum Umhängen gedacht, allerdings wurde mir gesagt, dass sämtliche Schlüsselbänder schon aus wären. Das fand ich etwas seltsam, zumal die Organisation ja vorher gewusst haben muss, welche Mengen benötigt werden und angesichts der nicht erschienenden Helfer sogar einen Überschuss hätte haben müssen.  Von einem netten Helfer habe ich später einen kleinen Karabiner mit Schlüsselanhänger bekommen, so dass ich mir das Kärtchen an die Tasche hängen konnte. Apropos Helfer, grummelige oder unfreundliche Helfer sind mir trotz des ganzen Chaos am ersten Tag (und auch an den beiden anderen Tagen) nicht begegnet. Man hat aber deutlich gemerkt, dass der Veranstaltungsort (ein Kulturzentrum des Bezirks Reinickendorf mit angeschlossenem -und teils von der Con genutzten- Schulzentrum) allmählich an die Grenzen der Belastbarkeit stösst, vor allem, wenn man sich die Conventions von 2002-2004 als Vergleich nimmt, wo oft nur wenige Leute in den riesigen Räumen waren.

Spaß danach

Nun war natürlich bei weitem nicht alles chaotisch. Am Samstag und Sonntag war es schon entspannter und ich hatte viel Zeit mich auf der Veranstaltung umzuschauen und Freunde zu treffen, was neben des Workshops der zweite Hauptgrund für mich war,  zur AniMaCo zu fahren.

Das Erste, dass auffällt, ist die Freizügigkeit in Deutschland. Ob auf dem Veranstaltungsgelände selbst, im Einkaufszentrum drumherum oder sogar in der Bahn, die Leute laufen überall kostümiert rum. Im Gegensatz zu Japan, wo man bei so gut wie sämtlichen Veranstaltungen sofort Hausverbot bekäme, wenn man dort bereits im Kostüm auftaucht und mit einer Cosplay-Fahrt im Zug vermutlich einen „Shitstorm“ im Netz auslösen würde, eine völlig andere Welt. In Deutschland ist es dafür völlig relaxt, was eigentlich wunderbare Gelegenheiten dazu bietet, Fotos zu machen.

Weiter wurde ein „Maid Café“ angekündigt. Von „Maid Cafés“ halte ich persönlich nicht wirklich viel. Mit dem nach außen hin gespielten völlig devoten „Kann ich Euch noch etwas bringen, mein Gebieter“-Darstellungen bringen sie die japanische „Dienst strikt nach Arbeitshandbuch“-Mentalität zur Perfektion und ziehen natürlich einiges an Otaku-Publikum an, was sich dann auch in den Hausordnungen vieler Cafés wieder spiegelt (anbaggern verboten, anfassen verboten, Geschenke machen verboten, fotografieren verboten).
Dementsprechend war die Neugierde groß, was sich denn Deutsche so unter einem „Maid Café“ vorstellen. Von Rollenspiel und Arbeitshandbüchern scheinen sie zumindest nichts zu halten, denn die Maids waren stinknormal, von der Kleidung einmal abgesehen, die aber auch wirklich gut gemacht war. Im Grunde genommen gefällt mir diese deutsche Variante dann doch wesentlich besser, also ein Pluspunkt einmal dafür.
Da sie das Ganze als Hobby betreiben und auf so einer Veranstaltung leider auch nicht viel Platz ist, war die Ausstattung des Cafés selbst logischerweise sehr spartanisch, was aber an dieser Stelle kein Kritikpunkt sein kann. Etwas mehr Tische und auch mehr Sitzgelegenheiten am Boden wären toll gewesen. Manchmal wurde man sofort bedient und manchmal schien es, als müsse man erst zur Theke gehen, um zu bestellen. Ein bisschen mehr Ordnung wäre vielleicht auch noch nicht schlecht gewesen. Oft liefen Bedienungen herum, die Kuchen und Getränke gebracht haben, dabei aber kaum ein Auge hatten für altes Geschirr und Müll, der noch auf den Tischen lag. Auch das Publikum scheint in Deutschland ein anderes zu sein: Anstelle von „grapschen und anbaggern verboten“-Hinweisen wie in Japan gab es dort Hinweise wie „Bitte keine Kosmetikartikel an den Tischen benutzen.“ Interessant. 🙂
Die Getränke und Speisen (leckere selbst gemachte Kuchen, die die Leute dort dann abends oder morgens vor der Veranstaltung noch gebacken haben!) waren toll und die Preise wahnsinnig günstig. Insgesamt hat mir der Bereich so gut gefallen, dass ich gefühlt die halbe Veranstaltung dort verbracht habe.

Auch ansonsten gab es viel zu Essen. Neben einer Kantine, die jedoch schon am Freitag Nachmittag bestialisch nach ranzigem Fett stank (zugegebenermaßen habe ich keine Ahnung, ob dort wirklich altes Fett genutzt wurde oder ob der Geruch sich einfach schon fest eingebrannt hat: Stichwort Schulkantine) gab es viele Stände, die Leckereien angeboten haben, die man sonst kaum in Deutschland findet. Richtige Taiyaki waren ein Highlight, ebenso wie eine Gruppe japanischer Hausfrauen, die einiges an Hausmannskost und Süßkram angeboten haben.
Als Veranstaltungspunkt wurden auch Wettessen angeboten. Aus irgendwelchen Gründen scheinen Wettessen ja in Deutschland generell nicht sonderlich beliebt zu sein. Während es in Japan und den USA Übertragungen von Wettessen im Fernsehen gibt, habe ich solche Sendungen in Deutschland noch nie mitbekommen. In Amerika sind es wohl oft auch stramme Kerle, die an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Aber in Japan sind die Sendungen teilweise echt interessant, da ein Großteil der Teilnehmer zierliche Frauen sind und man sich fasziniert fragt wie zur Hölle eine 40kg schwere Frau einfach so 5-6kg herunterbekommt.
Aber zurück zum Thema. Eines der Wettessen konnte ich mir anschauen, dort ging es allein um die Schärfe. Während der „American Saloon“ neben dem Veranstaltungsgelände mit einem 1-Millionen-Scoville-Gericht unter der Bezeichnung „atomic Japanese flag“ wirbt (Was zur Hölle?!), geht es auf der AniMaCo mit 4 Millionen Scoville ins Finale. Keine schlechte Leistung 🙂

Ansonsten gab es noch ein Bühnenprogramm mit vielen Hobbygruppen, die Theater, Musicals und ähnliches aufgeführt haben. Von dem Programm habe ich sehr wenig mitbekommen, aber die Bühnentechnik war beachtlich. Der Rest der Veranstaltung bestand neben diversen Rahmenprogramm wie Videoräume, Karaoke, und Videospielen aus Händlern, so dass der Eindruck schon ähnlich der einer Spielwarenabteilung in japanischen Kaufhäusern war. An einem Stand konnte man mitgebrachte Waren gegen Kommission verkaufen oder versteigern lassen. Eigentlich eine tolle Sache, allerdings tauchten so einige Gegenstände am Ende der Veranstaltung nicht mehr auf und blieben spurlos verschwunden. Es ist dann doch irgendwie schon schade, dass gerade auf so einer Veranstaltung so viel Diebstahl vorzuherrschen scheint. Dem Veranstalter kann man es natürlich nicht anlasten, eher im Gegenteil, denn der Veranstalter hat sich problemlos dazu bereit erklärt, einen Teil der Verluste zu erstatten. Doof ist die Situation natürlich trotzdem für beide Seiten.

Abseits dieser Sache und dem ziemlich chaotischen Freitag, kann ich jedoch nur sagen, dass sich das Wochenende für mich gelohnt hat. Und wer diesen langweiligen Text ohne einzuschlafen bis zum Ende durchgelesen hat, kriegt jetzt zur Belohnung noch ein paar Fotos.

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